Covid-19, China und der M&A-Markt

SARS-CoV-2-Virus
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Die Corona-Krise hat die Welt im Griff, doch Klarheit darüber, wie es danach weitergehen wird, gibt es kaum. Es droht die weltweit schwerste Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Jede neu einlaufende Konjunkturzahl unterstreicht das. So brach der chinesische Außenhandel in den ersten beiden Monaten des Jahres in Folge der Corona-Krise im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11 Prozent ein. Der chinesische Mittelstand steht unter Druck und die chinesische Regierung versucht, durch die Erhöhung von Liquidität, einem leichteren Zugang zu Krediten sowie durch die Senkung der Zinsen, das Schlimmste abzufangen.

Welche Auswirkungen hat die Krise nun auf den M&A Markt? Im ersten Quartal dieses Jahres konnten in China 224 grenzübergreifende M&A-Projekte verzeichnet werden.

Passend zur chinesischen Industriestrategie „Made in China 2025“ soll eine Abkehr von der Abhängigkeit von Schwerindustrie und Exportwirtschaft erreicht und ein stärkeres Augenmerk auf die Konsumwirtschaft gelegt werden. Durch die starken Wertverluste an den Börsen ergeben sich große Chancen für chinesische Investoren dieser Industriestrategie zu folgen und relativ günstig ihren Einfluss und Wettbewerbsvorteil im Bereich der Konsumgüterindustrie auszubauen. Diese Neuausrichtung wurde bereits im Jahr 2018 durch die chinesische Übernahme des Pariser Traditionshauses Carven sowie im Jahr 2019 durch den Kauf der Modemarke Tom Tailor durch Fosun beispielhaft deutlich.

Die Corona-Krise hat in Folge der schweren Einbrüche an den Finanzmärkten andererseits aber auch die verfügbaren Barmittel verringert. Dies sowie die derzeit herrschenden erheblichen Reisebeschränkungen hemmen weitere mögliche Transaktionen. Hinzu kommen steigende regulatorische Barrieren zum Schutz der heimischen Wirtschaft durch viele europäische Staaten. Sowohl die NATO, als auch die EU, riefen zur Wachsamkeit bezüglich einer möglichen „chinesischen Einkaufstour“ auf. John Sawers, der ehemalige Direktor des MI6, sagte im Fernsehsender Sky News: „We need to do more to protect Western technology from being bought up by Chinese companies.“ Die Bundesregierung versucht bereits durch den „Rettungsfonds“ einen „Ausverkauf“ der angeschlagenen deutschen Wirtschaft und Industrie zu verhindern. Zudem legte sie bereits vor einiger Zeit, neben den Übernahmebeschränkungen im Bereich der „kritischen Infrastruktur“, auch Richtlinien für den Umgang mit Übernahmen in „kritischen Technologien“ fest.

Gleichzeitig ergab jedoch eine gemeinsame Umfrage der Lancaster University Management School, MADiscover GmbH und M&A REVIEW mit Unterstützung des Bundesverbands M&A, dass zwar viele europäische Unternehmen derzeit ihre M&A-Prozesse gestoppt haben, aber nur wenige Unternehmen die Zeit nutzen, um sich ebenfalls Wettbewerbsvorteile durch strategisches Planen und Vorgehen zu sichern. Es ist davon auszugehen, dass nach dem „Stau“ der Investitionen und im Zuge weiterer Lockerungsmaßnahmen die M&A-Tätigkeiten umso stärker wieder aufgenommen werden.

Hierauf sollte man vorbereitet sein und mit einem klaren Ziel auf die zu erwartende Insolvenzwelle inkl. kurzfristig agierender Marktteilnehmer reagieren.


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